Wenn der Himmel immer grauer und die Bäume immer kahler werden, trägt das nicht gerade dazu bei, dass sich unser Optimismus auf seinem Zenit befindet. Was im Frühjahr und Sommer noch leicht von der Hand ging, kostet zunehmend Kraft.
Die Arbeitsmoral sinkt. Mit der Motivation nach Feierabend noch etwas zu unternehmen, sieht es auch nicht viel besser aus. Was soll man auch groß machen? Es ist ja schon dunkel…
Covid macht es nicht besser. Der Weihnachtsmarkt, der uns vielleicht letztes Jahr noch aus der Reserve locken konnte, bleibt geschlossen; ebenso das Kino, das Theater, das Fitnessstudio oder das Restaurant. In diesem besonderen Jahr ist viel Kreativität gefordert. Und: jede Menge Optimismus.
Keine Motivation weiterzulesen? Eh alles doof gerade? 😉
Geben Sie sich einen Ruck! Sie müssen fürs Weiterlesen nicht einmal aufstehen, und ich habe gleich zwei gute Nachrichten für Sie:
- Optimismus kann man lernen! Es braucht nur etwas Zeit und Übung.
- Das Investment lohnt sich, denn vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört: Optimisten leben länger. So gibt z.B. eine US-Studie aus dem Jahr 2019 Hinweise darauf, dass optimistische Frauen im Schnitt ca. 15 Prozent und optimistische Männer rund 11 Prozent länger leben als ihre pessimistischen Artgenossen.
Positiv denken – 6 Tipps für mehr Optimismus
Optimismus ist (zu einem großen Teil) eine Entscheidung
Auch wenn es sich manchmal so anfühlen mag: Ob eine Person eher optimistisch oder eher pessimistisch ist, ist keineswegs ein zwangsläufig festgelegtes Persönlichkeitsmerkmal. Ein Mensch ist nicht per se ein Optimist oder ein Pessimist, vielmehr denkt er optimistisch oder pessimistisch.
Stellen Sie sich nur das altbekannte wassergefüllte Glas vor. Objektiv gesehen ist es immer gleich voll und doch bestimmt Ihre eigene Perspektive, Ihre individuelle Denkstruktur, ob Sie sagen würden, dass es halbvoll oder halbleer ist.
Ebenso verhält es sich mit dem Dezemberhimmel. Im Prinzip ist er für alle gleich und doch schaut Paula vielleicht wohlwollender auf die graue Suppe als Marie.
Tauschen Sie Ihre Pessimismus-Brille gegen die Optimismus-Brille
Wenn Optimismus eine bestimmte Art des Denkens ist, dann bleibt die Frage, wie Sie Ihr Denken beeinflussen können. Hierfür sei vorweg gesagt:
Sie werden nicht von Heute auf Morgen zum Superoptimisten. Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht, sich seiner jahrzehntelangen Sozialisation entgegenzustellen (die Frage ob und inwieweit unsere genetische Ausstattung unser Denken beeinflusst, lassen wir an dieser Stelle einmal geflissentlich beiseite – schließlich wollen wir uns ja in Optimismus üben).
Einen Versuch ist es ja vielleicht dennoch wert. Schließlich wollen wir ja alle möglichst lang leben 😉 . Und schließlich wissen wir heute, dass das Gehirn bis ins hohe Alter lernfähig ist.
#1 Optimismus als bewusstes Programm: Nehmen Sie Kontakt mit dem Pessimismus-Teufelchen auf
Im Prinzip habe ich es bereits angerissen: Sie sind Ihren Gedanken nicht willkürlich ausgesetzt, sondern können Sie (bis zu einem gewissen Maße) selbst steuern und beeinflussen. In Ihrem Kopfkino führen nur Sie Regie.
Wenn der kleine Pessimismus-Teufel es sich also wieder auf Ihrer Schulter gemütlich macht und Ihnen altbekannte Glaubenssätze einflüstert (z.B. „Ich kann das eh nicht“. „Im Winter ist alles doof.“ etc.), dann versuchen Sie, einen Moment innezuhalten und sich klar zu machen, dass es sich hierbei um ein unbewusstes Programm handelt – ein Programm, welches Sie nicht mehr mitmachen wollen.
Bekommen Sie ein Gefühl dafür, dass Sie Ihren Gedanken nicht ohnmächtig ausgeliefert sind. Sprechen Sie mit dem Teufelchen. Wo hat es seine Glaubenssätze und seinen Pessimismus her? Was braucht es, um sich zu trauen, positiv zu denken? Was beabsichtigt der Pessimismus?
Möglicherweise will das Teufelchen Sie bspw. vor Enttäuschungen schützen. Machen Sie ihm klar, dass Sie diesen Schutz nicht brauchen, da Sie mit allen Situationen einen Umgang finden können – auch mit Enttäuschungen.
#2 Optmimismus und Selbstvertrauen: Rufen Sie sich ins Gedächtnis, was Sie schon alles gemeistert haben
Im Prinzip besteht der Kern des Optimismus aus Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Denn eine Situation eher positiv als negativ einzuschätzen, heißt unterm Strich nichts anderes, als darin zu vertrauen, dass Sie – ganz egal, was der Tag oder das Leben bringt – in der Lage sein werden, das Beste daraus zu machen und auch in schwierigen Situationen eine Lösung zu finden.
Wenn Sie also im Dezemberdunkel des Abends keine Lust mehr haben, vor die Tür zu gehen, nutzen Sie doch vielleicht die Zeit, um eine Erfolgs-Time-Line zu entwerfen.
Schreiben Sie (chronologisch oder wenn Sie mögen gern auch wild durcheinander) all das auf, was Sie in Ihrem Leben bereits gemeistert haben. Schule, Ausbildung, Trauer um einen verstorbenen Menschen oder ein Haustier, das Überstehen einer Trennung, ein Umzug, 35 dunkle Winter usw. usw.
Hierfür können Sie ganz schlicht ein großes Papier nutzen. Oder Sie legen eine Schnur aus und bestücken diese mit Erfolgsstationen. Am Ende können Sie ein Foto davon machen. Dann haben Sie einen Anker, den Sie immer mitnehmen können.
# 3. Optmismismus und Selbstfürsorge: Kümmern Sie sich um sich und Ihre Bedürfnisse
Zeigen Sie sich, dass Sie sich selbst etwas wert sind. Kümmern Sie sich um sich. Fragen Sie sich, was Sie gerade ganz besonders brauchen.
Je besser es Ihnen geht und je besser Sie sich um Ihre eigenen Bedürfnisse kümmern, desto leichter wird es, dem Alltag und dem Leben als solches optimistisch(er) zu begegnen. Denkstrukturen zu ändern, braucht Energie. Also laden Sie regelmäßig Ihre Akkus mit schönen Dingen auf.
Vermutlich haben Sie auf Ihrem Schreibtisch, Küchentisch oder irgendwo anders eine to-do-Liste liegen!? Wunderbar, dann sind Sie ein Listenfreund 😉
Mein Tipp: Machen Sie sich eine to-wish-Liste! Schauen Sie einmal, was Sie tun wollen und nicht was Sie tun müssen.
(Lesen Sie hier weiter zum Thema Selbstliebe: 5 Tipps für ein besseres Leben mit dir selbst – Teil 1 und Teil 2)
# 4 Optmismus und Ihr Umfeld: Nehmen Sie Abstand von pessimistischen Energieräubern
Dieser Punkt hängt unmittelbar mit dem vorherigen zusammen. Wir alle kennen diese Freund*innen, Kolleg*innen oder Familienmitglieder, die in den Raum kommen und uns mit einem Wortschwall der Belanglosigkeiten (oder noch schlimmer: des Pessimismus in Reinkultur) überschütten.
Aus Höflichkeit hören wir zu und zeigen uns aufmerksam. Und danach sind wir völlig platt und ausgezehrt. Diese Menschen hinterlassen Spuren. Denn das Gehirn lernt größtenteils durch Wiederholung. Wenn Sie sich jeden Tag mit Menschen umgeben, die Sätze von sich geben wie:
„Alles ist so furchtbar.“, „Menschen sind alle schlecht und rücksichtslos.“, „Liebe gibt es doch heute gar nicht mehr.“ etc., dann färben diese Sätze langfristig auf Ihre Denkstruktur ab.
Oder um in einem Bild zu bleiben: Wenn Ihr Gehirn den Pessimismus-Pfad täglich pflegt, wird es für einen neuen Pfad, der erst noch eingetreten werden muss, sehr schwierig werden, sich auszubilden.
# 5 Optimismus und Selbstakzeptanz: Vergleichen Sie sich und Ihr Leben nicht mit anderen
Es gibt Sie nur ein einziges Mal auf der Welt! Niemand teilt Ihre Genstruktur oder Ihre komplexe und individuelle Geschichte. Seien Sie also fair zu sich und vergleichen Sie sich nicht mit anderen.
Gut möglich, dass Paul und Paula viel positiver, fröhlicher und optimistischer sind, obwohl Sie selbst seit Jahren versuchen, sich in puncto Optimismus besser aufzustellen.
Vertrauen Sie darauf, dass Sie leisten, was Sie eben leisten können. Und wenn Sie sich schon unbedingt vergleichen wollen, dann vergleichen Sie sich mit Ihrem eigenen Ich oder Ihrem eigenen Leben vor drei Jahren, fünf Jahren o.ä.
(Zum Thema erfolgreiches Selbstcoaching finden Sie hier ein 6 Schritte Programm.)
# 6 Optimismus und Körperhaltung: Machen Sie sich groß
Nicht nur Gedanken, Gefühle oder die Einstellung zu uns selbst beeinflussen unser Denken. Auch die Körperhaltung beeinflusst, ob wir Herausforderungen optimistisch oder pessimistisch begegnen. Biofeedback heißt dieser Effekt in der Fachsprache.
Allein dadurch, dass Sie sich in eine sogenannte Power-Pose begeben, werden positive Signale an Ihr Gehirn gesendet.
Stellen Sie sich aufrecht hin, machen Sie Schultern und Brust breit und nehmen Sie den Kopf hoch. Oder nehmen Sie die Chefpose ein:
Lehnen Sie sich lässig auf Ihrem Schreibtischstuhl zurück, verschränken Sie die Arme hinter dem Kopf und legen Sie die Beine auf den Tisch. Zwei Minuten reichen laut der Professorin Amy Cuddy dabei aus, um einen positiven Effekt zu erlangen.
Mein „Geheimtipp“:
Ich bin der Meinung, dass man es im Leben mit nichts übertreiben sollte. Selbstoptimierung hat am Ende nicht immer etwas mit Optimismus zu tun – ganz im Gegenteil.
Wenn also gerade alles so richtig mies läuft und der Tag so richtig für die Tonne war, dann versuchen Sie es vielleicht nicht unbedingt mit aufgesetztem und gezwungenem Optimismus, sondern gönnen Sie sich eine ausgiebige Motz-Zeit.
Schimpfen Sie, hadern Sie, verkriechen Sie sich und lassen Sie Ihren negativen Gedanken und Gefühlen ruhig freien Lauf.
Ganz nach dem Motto: Ich gehe nicht rückwärts, ich nehme nur Anlauf!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen (und euch) eine schöne Vorweihnachtszeit voller positiver Gedanken zum einen und Authentizität zum anderen 😉 .
Über Ihre und Eure Tipps, Ideen und Impulse in den Kommentaren freue ich mich sehr!
Eine tolle Liste für oder eher gegen das Pessimismus-Teufelchen! Es ist wichtig sich bewusst zu machen, durch welch kleine Änderungen im Alltag sich ein großer Effekt auf die Einstellung und das Lebensgefühl erreichen lässt.
Ein paar Ideen zum Akku-Aufladen in der Corona-Situation, die mir spontan einfallen: ein spannendes Buch lesen, spazieren gehen, einen Freund oder Familie anrufen, puzzeln, ein Bad nehmen, etwas Schönes kochen usw.
Das würde ich sofort unterschreiben. Und dabei ist m.E. vor allem die geduldige Wiederholung der kleinen Handlungs- und Gedankenänderungen entscheidend 😉 Vielen Dank für die spontanen Ideen und viele Grüße aus Kiel, Annika Felber