Seit Sie denken können, würden Sie eigentlich gern mit dem Rucksack durch Asien reisen? Ihren Job wollen Sie eigentlich schon seit Jahren wechseln?
Eigentlich wollten Sie ein Fernstudium machen, wenn die Kinder älter sind? Und die „Corona-Zeit“ wollten Sie eigentlich nutzen, um mit Ihrem Partner endlich über Ihre andauernde Ehekrise zu sprechen?
Passiert ist bisher jedoch genau so viel: nichts!?
Dann habe ich gute Nachrichten für Sie: Auch wenn es manchmal so scheint, Sie sind nicht verdammt dazu, immer weiter mit angezogener Handbremse durchs Leben zu eiern.
Zugegeben: Es ist nicht ganz einfach, etwas an Ihrer Einstellung und Ihrem Verhalten zu ändern – sonst hätten Sie es wahrscheinlich schon längst getan. Aber es ist auch kein Hexenwerk. Alles, was Sie für den Anfang brauchen, ist etwas Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Machen Sie jetzt gleich den ersten kleinen Schritt und erfahren Sie in diesem Beitrag, was innere Blockaden sind, wie es zu inneren Blockaden kommt und was Sie in fünf Schritten aktiv tun können, um sie aufzulösen!
Was sind innere Blockaden?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihren Garten bewässern. Sie drehen den Hahn und die Düse voll auf. Sie erwarten eine druckvolle Fontäne, aber was aus dem Schlauch kommt, gleicht eher einem traurigen Rinnsal. Sie schauen sich verwundert um und irgendwann fällt Ihnen auf, dass der Schlauch auf Höhe der Gartenlaube einen Knick hat.
Innere Blockaden sind wie dieser Knick. Sie bremsen Ihre Energie aus und halten Sie davon ab, endlich so richtig Gas zu geben. Obwohl sie hochmotiviert sind, scheitert Ihr schöner Plan jedes Mal aufs Neue.
Meist fangen Sie erst gar nicht an und wenn doch, so sind Sie um keine Ausrede verlegen, warum es ab einem bestimmten Punkt nicht weitergehen kann.
Verortet sind innere Blockaden entweder in unseren Gedanken oder in unseren Gefühlen. Die meisten Menschen haben eine leichte Tendenz zu Ersterem oder Zweiterem. Am Ende ist allerdings nur schwer zurückzuverfolgen, wo das Elend seinen Lauf nahm. Dafür liegen Gedanken und Gefühle viel zu nah beieinander.
Woran kann man innere Blockaden erkennen?
Hier eine kleine Auswahl, woran Sie erkennen können, dass Sie es höchstwahrscheinlich mit einer inneren Blockade zu tun haben:
- Ihr Leben ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Muster (immer gleiche Partnerwahl, Absagen in letzter Minute, Ausreden finden, Wankelmütigkeit etc.)
- Sie plagen sich mit Selbstzweifeln („Ich kann das sowieso nicht!“ „Paula ist besser für den Posten der Chefin geeignet.“ etc.)
- Körperliche Symptome machen Ihnen das Leben schwer (Verspannungen, Kopf- und Nackenschmerz, Schlafstörungen, erhöhter Puls etc.)
- Sie sind der Meister der Prokastination
- Bei Ihnen muss immer alles perfekt sein
Wie kommt es zu inneren Blockaden?
Blockaden sind ein heikles Drei-Komponenten-Gemisch.
Dieses besteht zum einen aus Glaubenssätzen (mentale Komponenete), aus negativen Gefühlen (emotionale Komponente) und aus Handlungen bzw. dem Vermeiden von Handlungen (Verhaltenskomponente).
Die drei Freunde ergänzen sich ganz prima und formen einen perfektionierten Teufelskreis. Im Rahmen meiner Coachings zeigt sich häufig, dass der Glaubenssatz der Anführer des Trios ist.
Beispiel für einen Blockaden-Teufelskreis
Sie wünschen sich seit Jahren einen besseren Umgang mit sich selbst. Daher wollen Sie lernen, auch einmal Nein zu sagen. Sie gehen morgens hochmotiviert ins Büro und wollen sich darin ausprobieren.
Ihre Chance kommt: Marie bittet Sie, die Planung für das nächste Betriebsfeier zu übernehmen. Der innere Dialog beginnt:
Leise flüstert es in Ihr imaginäres Ohr: „Wenn du die Planung nicht übernimmst, wird man dich ausgrenzen und du wirst nicht mehr gemocht werden – schließlich mögen dich deine Kollegen ja eh nur, weil du immer so viel für sie tust. Eigentlich lieben dich alle Menschen, weil du hilfsbereit bist und immer parat stehst“ (mentale Komponente: Glaubenssatz).
Jetzt bekommen Sie Angst (emotionale Komponente): „Was ist, wenn die Stimme Recht hat? Hat Sie Recht: Ja? Nein? Egal, ich gehe auf Nummer sicher. Nein sagen wird doch sowieso überschätzt“.
Und so sagen Sie am Ende doch wieder ja zur Planung (Verhaltenskomponenete), obwohl Sie seit Monaten auf dem Zahnfleisch gehen.
Zuhause angekommen, sind Sie wahnsinnig enttäuscht über sich. Diese Enttäuschung führt dazu, dass Sie noch mehr auf die Liebe und Anerkennung durch andere angewiesen sind und das Neinsagen wird zu einer noch größeren Aufgabe.
Gründe für Innere Blockaden
So individuell Blockaden sind, so individuell sind auch Ihre Entstehungsgründe. Menschen sind per se komplex, daher tue ich mich mit Pauschalaussagen grundsätzlich schwer. Dennoch gibt es natürlich Erfahrungswerte, aus denen gewisse Rückschlüsse möglich sind.
So dienen Blockaden fast immer als Selbstschutz. Wer sich blockiert, der schützt sich vor Ängsten, Enttäuschungen, der Möglichkeit zu scheitern und nicht zuletzt vor der Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen. Wenn man so will, ist eine Blockade eine Art Käseglocke, unter der einem nichts zustoßen kann.
Blockaden sind also nicht nur dazu da, uns das Leben schwer zu machen, sondern sie verfolgen die gute Absicht, uns zu schützen.
Dementsprechend halte ich persönlich nichts von Aussagen wie: Sie müssen es NUR tun! Sie müssen sich NUR überwinden etc. pp. Wäre es so einfach, hätten Sie es ganz sicher schon getan. Da braucht es schon etwas mehr.
Wie können Sie innere Blockaden lösen?
In einigen, aber doch in den seltensten Fällen reicht es, wenn Sie Ihre innere Blockade erkennen. Meist sind jedoch weitere Schritte nötig.
Diese Schritte erfordern den Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich seinen Ängsten zu stellen. Denn hinter einer Blockade lauert meist ein Schmerz, der bisher durch die Blockade von Ihnen ferngehalten wurde.
Aber glauben Sie mir: Es lohnt sich!
Es gibt nicht die eine Patentlösung, um sich von inneren Blockaden zu befreien (auch wenn einige dies immer wieder gern behaupten). Sie sollten sich aus der Vielzahl von Möglichkeiten immer das herauspicken, was zu Ihnen und Ihrem Wesen passt. Hier ist mein Vorschlag:
5 Schritte-Programm
#1 Erkennen und schätzen Sie die gute Absicht Ihrer Blockade
Sie haben eine innere Blockade bei sich erkannt? Dann überlegen Sie doch einmal, welche gute Absicht sich hinter der Blockade verbergen könnte.
Wofür haben Sie sie gebraucht? Wovor GENAU schützt Sie sie? Bemühen Sie sich, Ihre Blockade noch einmal wertzuschätzen (ein kurzer Moment reicht schon aus). Überlegen Sie sich ggf. einen Ersatzschutz, der für die Blockade einspringen kann.
#2 Haben Sie den Mut, endgültig loszulassen
Jetzt gehen Sie noch einmal in sich: Sind sie ganz sicher, dass Sie Ihre Blockade loslassen möchten?
Denn ich habe gute Nachrichten für Sie: Es geht nicht darum, ob Sie es können (das tun Sie), es geht darum, ob Sie es möchten! Wenn ihnen die Blockade noch immer mehr gibt, als dass sie Ihnen nimmt, wird es schwer (bis unmöglich), sie loszulassen.
Träumen Sie! Schaffen Sie sich möglichst große Anreize, für die es sich lohnt, Gewohntes loszulassen.
#3 Vertrauen Sie darauf, dass Sie wandelbar sind
Sie sind sich sicher? Prima. Sie sind soeben den wichtigsten Schritt gegangen.
Machen Sie sich nun Folgendes klar: Blockaden sind nur dann ein fester Bestandteil Ihrer Persönlichkeit, wenn Sie es zulassen. Sie entscheiden, ob sie in Stein gemeißelt oder situativ sind.
Ich würde dies gern an unserer Sprache verdeutlichen:
Es ist ein Unterschied, ob Sie sagen:
- „Ich bin ein ängstlicher Mensch.“ oder „Im Moment bin ich ängstlich.“
- „Ich kann das sowieso nicht.“ oder „Ich kann das noch nicht.“
- „Ich traue mich eh nicht, mein Leben zu ändern.“ oder „Ich brauche noch etwas, um mein Leben zu ändern.“
Versuchen Sie doch einmal ganz bewusst, an Ihrer Sprache zu feilen. Das funktioniert nicht sofort und sicher auch nicht immer, aber es kann ein Anfang sein, das Bewusstsein für die eigenen Formulierungen zu schärfen.
#4 Stellen Sie sich Ihren Glaubenssätzen
Jetzt wird es etwas ungemütlich. Um Ihre Wandelbarkeit unter Beweis zu stellen, sollten Sie sich nun Ihren ganz persönlichen Glaubenssätzen stellen.
Diese haben wir meist im Laufe unseres Lebens verinnerlicht und zu einem Bestandteil unserer Persönlichkeit werden lassen. Und auch wenn es zunächst so scheint: Sie stammen nicht von uns selbst, sondern vielmehr von unseren Eltern, von Klassenkameraden, der Ex-Partner*in usw.
Blockaden versuchen im Prinzip, genau diesen Schritt des Hinsehens zu vermeiden. Denn hinter Glaubenssätzen sitzt nicht selten eine gehörige Portion Schmerz. Daher gilt die grobe Richtlinie: Wenn Sie Schmerz verspüren, sind Sie richtig 😉 .
Hier einige Beispiele für blockierende Glaubenssätze:
- Problem: Sie schaffen es nicht, im Job einen Gang herunterzuschalten und brennen sich immer wieder aus. Möglicher Glaubenssatz: „Ich bin nur dann etwas wert, wenn ich Leistung erbringe.“
- Problem: Sie geraten immer wieder in Partnerschaften, in denen Sie alles für den Partner aufgeben. Möglicher Glaubenssatz: „Ich werde nur dann geliebt, wenn ich alles für den anderen tue.“
- Problem: Sie wissen, was gut für Sie wäre, aber setzen am Ende nichts davon um. Möglicher Glaubenssatz: „Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein.“
#5 Tasten Sie sich an Ihr mutiges Ich heran
Wenn Sie den Schmerz, den Ihr ganz persönlicher Glaubenssatz mit sich bringt, zugelassen haben (ein Moment kann dabei grundsätzlich schon reichen), können Sie neu durchstarten.
Entwickeln Sie neue Glaubenssätze:
- Ich bin wertvoll unabhängig davon, was ich tue oder nicht tue.
- Ich werde geliebt, weil ich ein toller Mensch bin.
- Ich habe alles Glück der Welt verdient.
(Vielleicht könnte dabei auch folgender Artikel hilfreich sein: 5 Tipps für mehr Selbstliebe)
Probieren Sie sich aus. Fangen Sie klein an. Lassen Sie zunächst kleine Arbeiten auch einmal liegen, setzen Sie Ihrem Partner gegenüber erste Grenzen und erlauben Sie sich kleine Momente, in denen es Ihnen richtig gut geht.
6. Holen Sie sich Hilfe
Das funktioniert irgendwie alles nicht? Dann scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen. Gehen Sie zu einem Seminar, machen Sie eine Therapie, buchen Sie eine Coachingsitzung (z.B. bei mir 😉 ).
Suchen Sie sich etwas aus, was für Sie ganz persönlich hilfreich erscheint. Vielleicht haben Sie auch Lust, hier vorbeizuschauen: Erfolgreiches Selbstcoaching: in 6 Schritten zum Ziel.
Fazit
Denken Sie immer daran: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut! Veränderung läuft niemals linear. Es gibt immer auch Rückschritte und schlechte Tage. Dafür geht es an einem anderen Tag ganz überraschend vier Schritte voran.
Was immer Sie tun, sein Sie gut mit sich! Hören Sie auf sich und Ihre innere Stimme und machen Sie aus der Blockadenbeseitigung keinen Wettkampf. Denn Druck erzeugt nur Gegendruck. Und der kann Blockaden unnötig stärken.
Wie erkenne ich ob ein Kollege oder Mitarbeiter in meinem Team eine innere Blockade hat?
Schiebt jemand etwas vor sich her kann der Grund ja auch einfach ein voller Terminplan oder echte Verzögerungen sein. Und wie spreche ich die Person darauf an ohne dass es wie ein Vorwurf/Anschuldigung klingt?
Um herauszufinden, ob ein Kollege oder Mitarbeiter möglicherweise eine Blockade hat, ist sicher das Gespräch die einzig sinnvolle Herangehensweise . Damit das Ansprechen nicht wie ein Vorwurf oder eine Anschuldigung erscheint, wäre es hilfreich, das Gespräch interessiert und ergebnisoffen zu beginnen – als lösungsorientiertes Unterstützungsangebot und nicht als Pflichtprogramm. Viele Grüße von Annika Felber